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Die Bigotterie mit Drogen

Zunächst einmal möchte ich definieren, was ich unter Drogen verstehe:

  • Nikotin
  • Alkohol
  • THC und THC-Derivate
  • Medikamente
  • Amphetamine und amphematinhaltige Derivate
  • Kokain und kokainhaltige Derivate
  • Opiate und opiathaltige Derivate
  • Verhaltensweisen, die in die Abhängigkeit führen

Für die meisten scheinen Medikamente und Alkohol nicht zu dieser Definition zählen. Für mich zählen sie definitiv dazu:-)

Der englische Ausdruck Drugs, sowie das deutsche Wort Drogerie, zeigen bereits, dass das Wort Drogen – nicht wie im normalen Sprachgebrauch – viel mehr umfasst.

Wir müssen die Tabuisierung los werden, die unseren Blick auf den Umgang mit Drogen verstellt. Generell gilt: Die Dosis macht das Gift.

Jede menschliche Gesellschaft, von indigenen Naturvölkern bis hin zu unserer digitalisierten Gesellschaft, konsumiert Drogen. Da mag es viele Gründe dafür geben.

Meine Theorie ist; wir als Menschen benötigen das soziale Miteinander, um zu überleben. Wir scheinen aber zerrissen zu sein, zwischen dem Interagieren in der sozialen Gruppe und dem Selbstwert, den wir uns tagtäglich zusprechen.

Ein kleines Beispiel: Warum fällt uns die Kontaktaufnahme zu fremden Menschen unter Drogeneinfluss jeglicher Art einfacher? Diese Zerrissenheit, zwischen dem Selbstschutz und dem Interagieren in der sozialen Gruppe, muss überwunden werden. Dafür gibt es Verhaltensregeln. Jedoch hat es jeder von uns erlebt, dass man leichter Kontakt zu fremden aufnimmt, wenn man einen sitzen hat, weil Alkohol die Hemmschwelle sinken lässt.

Warum schreibe ich diesen Artikel? Ja, es ist nämlich so, dass wir eine gesellschaftliche Verantwortung dafür tragen, dass Drogen konsumiert werden, und Suchtverhalten entsteht. Dieser Verantwortung entziehen wir uns jedoch, und zwar so, wie es gesellschaftlich normativ passt.

Ein Beispiel: Die jährliche Drogenstatistik, die mit den Todesfällen, schließt Alkohol und Nikotin vollkommen aus. Und Todesfälle, die durch anderes Suchtverhalten entstehen, sind ebenfalls nicht mit erfasst.

Warum? Naja, es gibt Lobbygruppen, die mit Alkohol und Nikotin viel Geld verdienen, und es wäre geschäftsschädlich, die Gesamtheit, der an Drogen verstorbenen Menschen zu erfassen. Die an Suchtverhalten gestorbenen Menschen müssten auch miterfasst werden.

Das ist das Problem – Stigmatisierung. Opiate und CrystalMeth werden gesellschaftlich anders eingestuft als Alkohol-, Nikotin- oder Spielsucht.

Hätten wir diese Stigmatisierung, die ein Resultat der Tabuisierung ist, nicht, würden wir uns gesamtgesellschaftlich dem Thema stellen und Grenzen erforschen, wann genau Suchtverhalten anfängt.

Alkohol gilt allgemein in unserer Gesellschaft als akzeptiert (zumindest heute noch). Wenn man nichts trinkt, wird man oft stigmatisiert und man fragt: Warum trinkst nichts? Trockenen Alkoholiker und Alkoholikerinnen wenden dann oft die Lüge an, dass sie noch Autofahren müssen. Dann ist es legitim und wird akzeptiert. Und warum lügen die Trockenen? Weil sie nicht aus der Gruppe ausgeschlossen werden möchten.

Kippt das Verhalten, und wird ein Mensch süchtig, wird das solange hingenommen, bis der Mensch sich in seiner Gesellschaft sich normativ verhält. Fällt der Mensch dann aus dem normativen Verhalten heraus, beginnt die Stigmatisierung erneut.

Was das Schlimme daran ist? Es wir dem abhängigen Menschen die Schuld gegeben und alleinige Verantwortung übertragen, dass die Abhängigkeit eintritt.

Das ist aber falsch. Würden wir offen mit Drogen und Suchtverhalten umgehen, dann würden wir offen und transparent darüber reden, die Gefahren erforschen und sehr sensibel dafür sein, wenn ein Mensch in eine Abhängigkeit – welcher Art auch immer – verfällt.

Stattdessen stempeln wir diese Menschen als schwach ab, was absolut falsch ist. Abhängige Menschen sind sehr stark, denn sie halten lange Zeit die Zerrissenheit aus, sich in der Gesellschaft normativ zu verhalten und mit ihrem Suchtverhalten zu leben. Hinzu kommt; sie führen einen Kampf mit sich selbst, denn sie wissen, dass ihre Abhängigkeit ihnen schadet und sie dennoch aus ihrem Verhaltensmuster nicht freikommen.

Dazu gehört viel Kraft und Stärke, sich das einzugestehen. Wenn man das dann weiß, dann müssen diese Menschen alleine und gegen viele Widerstände darum kämpfen, aus ihrem Suchtverhalten herauszufinden. Und die, die es schaffen, haben Glück gehabt. Die, die es nicht schaffen, sind alleine gelassen. Die wenigsten, die es nicht schaffen, tauchen dan in der Drogenstatistik auf. (siehe oben)

Eine Lüge, mit der wir sofort aufhören müssen. Hier mein Ansatz:

Zu einer Enttabuisierung gehört, dass wir alle an Suchtverhalten gestorbenen Menschen in der Statistik erfassen, damit wir in unserer zahlendominierten Welt eine Vorstellung davon bekommen, wie viele Menschen um uns herum das betrifft.

Als nächstes ist sehr wichtig, jedem individualisierte Maßnahmen zum Leben mit Abhängigkeiten anzubieten. Und zwar vollumfassend, damit jeder einzelne Mensch die Möglichkeit erhält, sein Verhalten zu ändern.

Als nächstes müssen alle Gefahren von Suchtverhalten jeglicher Art offen und transparent diskutiert werden, damit alle Bescheid wissen, worauf sie achten müssen und nicht unwissend oder mit Halbwissen in ein Suchtverhalten hineinsteuern.

Jegliche Droge muss legal erwerblich sein, um diesen Kreislauf der Kriminalität von verbotenen Drogen zu entkommen. Je nach Gefährlichkeit der Droge, muss der Verkauf, wie bei allen anderen Medikamenten auch, in einer Apotheke erfolgen, damit beim Kauf über die Dosierung, Nebenwirkungen und die Wahrscheinlichkeit der Suchtabhängigkeit aufgeklärt wird.

Man muss durchschnittliche Grenzen dafür festsetzen, welcher Konsum welcher Substanz pro Monat oder pro Quartal die geringste Wahrscheinlichkeit einer Abhängigkeit nach sich zieht.

Für Verhaltensweisen, die in die Abhängigkeit führen, muss es transparente Informationskampagnen geben, die über Symptome, Kontaktstellen, Selbsthilfegruppen, und vieles, vieles mehr informieren.

Denn eines ist gewiss. Tabus in unserer Gesellschaft verstellen uns den Blick auf das wesentliche.

Es ist nicht nur die Sache der Psychotherapie und der Medizin, die Abhängigkeiten in unserer Gesellschaft zu bekämpfen. Wir alle müssen unseren Beitrag dazu leisten, unserem Nachbarn, Bekannten, Familienmitgliedern zu helfen, wenn wir erkannt haben, dass eine Abhängigkeit besteht.

Solange das Tabu herrscht, bauen sich wiederum große soziale Hürden auf, um das Thema offen und ehrlich anzusprechen.

Also. los, lasst und das Tabu einreißen. Denn wir profitieren alle davon, wenn jeder Mensch in unserer Gesellschaft frei ist und sich auf seine Mitmenschen verlassen kann, wenn doch der Fall auftritt, dass eine Abhängigkeit eintritt.

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