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Bildung ist unser wichtigstes Gut

Seit dem ich mich erinnern kann, höre ich immer wieder die politische Floskel: „Bildung ist unser wichtigstes Gut“.

2020 haben wir in Deutschland 4,75% unseres so geliebten Bruttoinlandsprodukts in Bildung investiert – eindeutig viel zu wenig und viel zu ineffizient. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Warum befinden sich unsere Kindergärten, Schulen und Universitäten in so einem schlechten Zustand. Immerhin werden ja immerhin 158,6 Milliarden in den Bereich Bildung investiert.

Meines Erachtens ist ein großes Hindernis der Föderalismus, den wir betreiben. Jedes Bundesland kocht sein eigenes Süppchen und spielt eher mit der Zukunft der nächsten Generation herum, als wirklich etwas dafür zu tun, dass allen Menschen in Deutschland Bildung leicht zugänglich gemacht wird.

Mir ist klar, warum nach dem Nationalsozialismus entschieden wurde, Bildung in ein föderales Netz zu gießen, um zu verhindern, dass eine Gleichschaltung der Bildung in einem politischen Sinn erfolgt.

Ich denke, dass wir uns diesen Föderalismus dennoch nicht leisten können. Die Unterschiede in der Bildungspolitik sind so groß, weil ein politischer Wettkampf stattfindet, wer denn vermeintlich das beste Bildungswesen hat.

Auf diesem Weg versickert viel Geld und Engagement von Lehrenden und Eltern im ewigen Verwaltungs-Dschungel, anstatt wirklich etwas besser zu machen.

Das offensichtlichste Problem ist vielerorts einmal die Ausstattung der Schulen, die oft desaströs ist. Wir schicken unseren Nachwuchs in Gebäude, die vielerorts baufällig sind. Die meisten Toiletten von Universitäten und Schulen, die ich in den letzten Jahren gesehen habe, sind schlimmer als die schlimmste Toilette, die du dir vorstellen kannst.

Das ist aber nur die äußere Fassade, die mehr als bröckelt und uns den Blick auf die wahren Probleme verstellt. Der Beruf Lehrerin oder Lehrer werden heute nicht mehr als erstrebenswerte Berufe angesehen. Warum? Ja, reden Sie mal mit den Lehrenden. Überbordende Verwaltung, Disput mit Eltern, mangelnde Fortbildungen, viel zu große Klassengrößen, viel zu wenig Zeit zum Fördern von Schülerinnen und Schülern.

Wir haben uns vom Grundsatz entfernt, dass man nicht nur für die Schule lernt, sondern für das Leben. Es wird immer mehr versucht, den Schülerinnen und Schülern Wissen einzupauken, als sie zu motivieren, selbstständig und vor allem mit Spaß zu lernen.

Finnland ist ein gutes Beispiel. Dort gibt es Klassengrößen mit zehn bis zwölf Schülerinnen und Schülern. Finnland investiert 5,83% des BIPs in die Bildung – mit einem Höchstwert von 7,49% im Jahr 1993 und einem Mindestwert von 4,48 im Jahr 1974. Zum Vergleich, wir investieren 2020 gerade einmal 0,27% mehr als Finnland im Jahr 1974 – prozentual gesehen!

Was ist in Finnland so toll? Dort lernen Schülerinnen und Schüler eigenmotiviert, sie dürfen sich ihre Lernfächer ab einer bestimmten Klasse selber aussuchen. Es gib kein besseres Lernen als eigenmotiviertes Lernen. Die Schulen sind offen und transparent, die Lehrkräfte sind eher Motivations-Coaches als Frontalbeschallung.

Es gib ein Team aus Lehrkräften, SozialpädagogInnen und PsychologInnen, die die Schülerinnen und Schüler betreuen. Es werden Fächer wie Musik, Sport, Philosophie und Kunst als genauso wichtig angesehen wir Mathematik, Chemie oder Physik. Musik und Kunst – Fächer, die hier vielerorts unter den Tisch fallen.

Meiner Ansicht ein ganz falscher Ansatz, denn wer Musik und Kunst versteht und praktiziert, hat oft auch ein intuitives Verständnis von Mathematik und Physik. Warum, ich das so sehe? Schreibt mir einen Kommentar, das erkläre ich dann gerne.

Was können wir nun tun? Zunächst einmal würde ich den föderalistischen Streit aufheben, statt Politikgefrozel – viel mehr wissenschaftliche Erkenntnisse in das Bildungswesen einfließen lassen. Unser Bildungssystem beruht auf Ideen aus dem
19. Jahrhundert. Wir müssen neben mehr Geld auch viel mehr Mut zum Experimentieren haben und gucken, was sich wo, wie bewährt.

Und wir müssen den Lehrerinnen und Lehrern viel mehr zuhören und sie in die Entscheidungen, was und wie gelehrt wird einbeziehen. Denn sie wissen am besten Bescheid, was geht und was nicht – und nicht Verwaltungsmenschen in Kultusministerien.

Lehrkräfte, zumindest die, die ich in meinem Bekanntenkreis habe, sind sehr engagierte und strukturierte Menschen, denen das Wohl ihrer Schülerinnen und Schüler am Herzen liegt. Sie scheitern meist an bürokratischen Hürden und an der Überlastung von gesellschaftlichen Problemen, die auf sie abgewälzt werden – neben der Größe de Schulklassen.

Also, lasst uns Geld, so richtig viel Geld in die Hand nehmen, und zu dem Bildungs-Mekka werden, das mir seit 30 versprochen wird. Finnland macht es vor, lasst es uns nachmachen!!!!

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